Jede Berufsgruppe hat ihre eigenen Fachausdrücke. – Das nachstehende Glossar soll Ihnen helfen, die wichtigsten Fachbegriffe aus Mediation, Coaching und Supervision zu verstehen und einzuordnen.
Glossar
- Aktives Zuhören
- Allparteilichkeit
- Ambivalenz Mediation | Polyvalenz Mediation
- Arbeitsbündnis
- BATNA | WATNA | ZOPA
- Bedürfnisse
- Beziehungskrise
- Brainstorming
- Caucusing | Pendelmediation | Shuttlemediation
- Coaching | Coachee
- Co-Mediation
- Deal Mediation
- Deeskalation
- Doppeln
- Eigenverantwortlichkeit
- Elder Mediation
- Erbmediation | Erbschaftsstreit
- Ergebnisoffenheit
- Eskalationsstufen | Friedrich Glasl
- Fairnesskriterien | Points of relevance
- Familienmediation
- Freiwilligkeit
- Genogramm
- Gesprächsführung
- Gewaltfreie Kommunikation | GFK
- Harvard Konzept | Getting to yes
- Hierarchieunterschiede
- Interessen | Selbstbehauptung
- Interkulturelle Mediation
- Intervention
- Kommunikation
- Konflikt
- Konfliktberatung
- Konfliktcoaching
- Konfliktkosten
- Konfliktlösung
- Konfliktmanagement
- Konfliktmoderation
- Konfliktprävention
- Konsens | Dissens
- Loopen
- Lösungsoptionen
- Marshall B. Rosenberg
- Mediand | Mediandin bzw. Mediant | Mediantin
- Mediation
- Mediatives Handeln
- Mediator | Mediatorin
- Moderation
- Neutralität
- Normalisieren
- Nullsummenspiel
- Optionen
- Paar Mediation
- Paraphrasieren
- Partialisieren
- Perspektivenwechsel
- Positionen
- Prämediation
- Recognition
- Reflektive Fragen
- Resilienz
- Rollentausch
- Schlichtung
- Soziogramm
- Streit
- Supervision | Mediationsanaloge Supervision
- Team Mediation | Teamentwicklung
- Trennungsmediation | Scheidungsmediation
- Umweltmediation
- Unternehmensmediation
- Unternehmensberatung
- Vertraulichkeit
- Wertschätzende Kommunikation
- Window I
- Window II
- Win-Win-Lösung
- Wirtschaftsmediation
- Zeugnisverweigerungsrecht
- Zirkuläre Fragen
- Zukunftsorientierung
Aktives Zuhören
Unter «Aktivem Zuhören» versteht man das einfühlende Eingehen auf den Gesprächspartner. Es geht darum zu verstehen, was die andere Person bewegt, fühlt und zum Ausdruck bringen möchte, ohne dass dabei die Erwartung geweckt werden darf, man übernehme als Mediator deren Sichtweise.
Die Ziele beim Einsatz des aktiven Zuhörens sind vielschichtig. Auf der interpersonellen Ebene – insbesondere der Beziehungsebene – soll gegenseitiges Vertrauen aufgebaut und ein würdigender Umgang miteinander gefördert werden. Weitere Gründe für aktives Zuhören lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Verminderung von Missverständnissen,
- Verbesserung zwischenmenschlicher Beziehungen,
- Förderung der Empathie,
- Verbesserung von Problemlösungen,
- Einfachere Verhaltenskorrektur,
- Lernen durch Feedback.
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Allparteilichkeit
Neben der Neutralität ist die Allparteilichkeit eines der wichtigsten Grundprinzipien, die Mediatoren erfüllen müssen. Allparteilich zu sein bedeutet, dass der Mediator sich allen an der Mediation beteiligten Parteien gleichermassen zuwendet. Diese Zuwendung bzw. Unterstützung kann auch abwechselnd geschehen, ohne dass dadurch die Neutralität verletzt wird.
Im Wesentlichen geht es um die gleichzeitige Sicherstellung von:
- Offenheit und Vorurteilslosigkeit,
- keine Voreingenommenheit und keine Bewertungen im Hinblick auf die Sachfrage,
- Äquidistanz («gleich grosser Abstand» zu beiden/allen Parteien) und
- Unparteilichkeit und Wertschätzung gegenüber den beteiligten Parteien.
Mediatoren dürfen zudem kein persönliches Interesse an einem bestimmten Konfliktausgang haben. Es ist ihre Aufgabe, einen Konflikt ergebnisoffen zu mediieren.
Mediatoren sind aber nicht neutral im Sinne von teilnahmslos, sondern ihre Aufgabe ist es, die Selbstbestimmung der Parteien durch Stärkung ihrer persönlichen Ressourcen zu fördern (Empowerment). Sie arbeiten dabei als Klärungshelfer für beide/alle Parteien («Allparteilichkeit») mit einer mediativen Grundhaltung, wodurch die Balance und Symmetrie zwischen den Parteien (wieder) hergestellt werden soll bei gleichzeitiger inhaltlicher Enthaltung im Hinblick auf die Regelungsoptionen.
Ambivalenz Mediation | Polyvalenz Mediation
Mediation mit zwei möglichen Voraussetzungen und Sachverhalten, bei mehr als zwei Voraussetzungen oder Sachverhalten auch Polyvalenz Mediation.
Arbeitsbündnis
In einem Arbeitsbündnis werden vor Beginn einer Mediation die Bedingungen schriftlich vereinbart. Das Arbeitsbündnis enthält viele wichtige Grundsätze, z.B. eine kurze Beschreibung des Ablaufs, die Zusicherung der Vertraulichkeit, die Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Prozess, die Verantwortlichkeiten von Mediator und Konfliktparteien, die Kosten, etc. Ein sehr wichtiges Detail ist dabei die Verpflichtung des Mediators, bei eventuellen späteren Gerichtsprozessen vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen. Dies dient der Sicherheit, dass die Konfliktparteien sich in der Mediation gefahrlos vollkommen öffnen können.
BATNA | WATNA | ZOPA
- BATNA («Beste Alternative zur Verhandlungsübereinkunft» bzw. «Best Alternative To a Negotiated Agreement»)
ist ein im Bereich der Verhandlungsstrategie vorkommendes Akronym und steht für die beste Alternativoption, falls es bei einer Verhandlung nicht zu einer Einigung kommt (Harvard-Konzept). - WATNA («Schlechteste Alternative zu einem ausgehandelten Abkommen» bzw. «Worst Alternative to a Negotiated Agreement»)
Mit WATNA wird die schlechteste Alternative zu einem konkreten Vergleichsangebot bezeichnet («Das Schlimmste, was passieren könnte, wenn Lösungsansatz X realisiert würde; allfällige Gefahren darin für sich selbst und für das Projekt.»). - ZOPA («Möglicher Einigungsbereich» bzw. «Zone of Possible Agreement»
ZOPA kann ein Mittel in Verhandlungen sein. Es ist unerlässlich, dass alle Verhandlungspartner von Anfang an offen sind und bereits zu Beginn der Verhandlung ihre Ziele oder Forderungen auf den Tisch legen.
Bedürfnisse
Bedürfnisse sind während einer Mediation die Schlüssel zur Lösung des Konflikts. Erst wenn die Frage geklärt ist, welche Bedürfnisse hinter den jeweiligen Handlungen und Interessen stehen, können taugliche Lösungen gesucht und gefunden werden.
Beispiele für Bedürfnisse:
- Physisch (Luft, Nahrung, Wärme, …)
- Sicherheit (Schutz, Ordnung, Struktur, …)
- Kontakt (Wertschätzung, Nähe, Verständnis, Vertrauen, …)
- Selbstbestimmung (Werte, Ziele, …)
- Sinn (Authentizität, Sinnhaftigkeit, Selbstwert, …)
→ Siehe auch Interessen.
Beziehungskrise
In vielen Partnerschaften ergeben sich irgendwann kritische Phasen. Diese entwickeln sich manchmal sehr langsam und werden irgendwann sichtbar, es kann aber auch sein, dass sie durch äussere Auslöser wie z.B. Geburt, Hausbau, Karriere, Pension / Ruhestand oder andere einschneidende Veränderungen entstehen. Wichtig ist in einer Beziehungskrise, in der sich mindestens einer der Partner nicht wohlfühlt, dass beide das Problem realisieren und aktiv etwas dagegen unternehmen wollen.
Wenn es den Partnern nicht gelingt, die Krise aus eigener Kraft zu Lösen, dann kann es hilfreich sein, sich professionelle Hilfe von aussen zu holen. Über eine Paar- oder Familienmediation kann oft schnell geklärt werden, welche Themen Auslöser der Beziehungskrise sind und welche Lösungsmöglichkeiten bestehen, damit die Beziehung wieder neu aufleben kann.
Brainstorming
Wenn es den Partnern nicht gelingt, die Krise aus eigener Kraft zu Lösen, dann kann es hilfreich sein, sich professionelle Hilfe von aussen zu holen. Über eine Paar- oder Familienmediation kann oft schnell geklärt werden, welche Themen Auslöser der Beziehungskrise sind und welche Lösungsmöglichkeiten bestehen, damit die Beziehung wieder neu aufleben kann.
Caucusing | Pendelmediation | Shuttlemediation
In angelsächsischen Zugängen zur Mediation spielt das so genannte Caucusing – auch Shuttle-Mediation genannt – eine wichtige Rolle. Der Begriff «Caucus» stammt aus der Politik. Er bedeutet so viel wie «Fraktion» und bezeichnet im Englischen eine Versammlung der Mitglieder und Anhänger einer Partei oder politischen Gruppierung. In der Mediation bezeichnet der Begriff eine Technik, die es dem Mediator erlaubt, mit den Parteien Einzelgespräche zu führen. Bei dem Caucusing handelt es sich um eine der Shuttle Mediation (Pendelmediation) ähnliche Herangehensweise. Das Caucusing findet oft schon zu Beginn der Mediation statt, mitunter aber auch nach Abschluss der Phase zwei.
Bei der kontinentalen Mediation und speziell im deutschsprachigen Raum ist das Caucusing weniger beliebt. Hier werden Einzelgespräche nur dann geführt, wenn es den Parteien unerträglich erscheint, zusammen in einem Raum zu sein. Ob, wann und inwieweit der Mediator das Caucusing einsetzt, hängt von seiner und der Parteien Entscheidung ab.
Coaching | Coachee
Unter Coaching versteht man die professionelle Beratung, Begleitung und Unterstützung von Einzelpersonen oder ganzen Teams. Dabei findet in der Regel eine intensive Zusammenarbeit mit dem Berater (Coach) statt, der speziell für die persönlichen Situation Hilfestellungen und Trainingsmethoden entwickelt. In einem solchen konfliktbezogenen Coaching kann es z.B. darum gehen,
- durch spezifisches Training ein bevorstehendes schwieriges und wichtiges Gespräch vorzubereiten.
- die persönliche Konfliktfähigkeit zu verbessern.
- eine bessere Kommunikationsfähigkeit zu entwickeln.
- die Zusammenarbeit im Team zu stärken und Differenzen auszuräumen.
Der Coach hilft also dem Mandanten (Coachee), offene Fragen und Konflikte zu identifizieren und Lösungsoptionen zu erarbeiten. Er gibt aber keine Lösungen bzw. einen Lösungsweg vor, vielmehr werden im Sinne der «Hilfe zur Selbsthilfe» Sichtweisen geklärt, Konflikte offen gelegt, verdeckte Ressourcen und Blockaden erkannt, um versteckte Potentiale zu identifizieren und nutzbar zu machen.
Coaching ist weder eine psychologische, noch eine therapeutische Beratung. Der Coach hilft seinen Mandanten dabei, Klärungen zu finden, die ihren Bedürfnissen und Interessen dienen. In einem Coaching auch findet keine Rechtsberatung statt.
Im Unterschied zur Mediation findet das Coaching mit nur einer Partei statt, die auch aus mehreren Personen bestehen kann.
Weitere Informationen finden Sie in Wikipedia
Co-Mediation
Mediationen werden nicht immer mit einen einzelnen Mediator, sondern manchmal auch durch zwei oder mehrere Mediatoren durchgeführt, um bei Bedarf die Aufgaben besser verteilen zu können. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn es um grosse Gruppen geht, mit denen manchmal sogar parallel gearbeitet wird. Je nach der Teilnehmerzahl seitens der Konfliktparteien und Komplexität der Konflikte wird der Mediator entscheiden, ob er alleine oder in Co-Mediation mit Kollegen arbeiten wird.
Ebenfalls bei der Trennung/Scheidung einer Frau und eines Mannes empfiehlt sich eine Co-Mediation, die von einem Mediator sowie einer Mediatorin durchgeführt wird. Dieses Vorgehen hat sich bewährt: einerseits, weil eine Trennung ein emotional sehr anspruchsvoller Prozess ist und andererseits, weil die gemischt-geschlechtliche Zusammensetzung des Teams sicherstellt, dass die Anliegen und Bedürfnisse von Frau und Mann gleichwertig eingebracht und verhandelt werden können.
Deal Mediation
Deal Mediation bezeichnet die faire Verhandlung von Verträgen mit Unterstützung eines neutralen unabhängigen Dritten, eines Mediators, mit dem Ziel eines Vertragsabschlusses oder der einvernehmlichen Anpassung des Vertrages.
Deeskalation
Wenn Konflikte eskalieren, sollten möglichst bald geeignete Massnahmen ergriffen werden, um diese Eskalation zu dämpfen bzw. abzuschwächen, d.h. Deeskalation zu bewirken. Sonst besteht die Gefahr, dass die Konflikte immer stärker werden. In den Anfangsstadien, bei einer niedrigen Eskalationsstufe kann schon eine persönliche, offene Aussprache deeskalierend wirken. Bei mittleren Stufen muss jedoch Hilfe von aussen, z.B. ein Mediator, hinzugezogen werden, um die Probleme zu lösen.
Die Fähigkeit zum weltbild- und wertfreiem Erkennen und Eliminieren von konfliktnährenden Kräften zum Zwecke einer Konfliktdeeskalation bietet insbesondere Führungskräften, Beratern und Sozialarbeitern grosse Vorteile.
Weiter zu den 9 Stufen der Konflikteskalation nach Friedrich Glasl.
Doppeln
Das Doppeln ist eine aus der Klärungshilfe (Thomann & Prior) entwickelte Intervention, deren Ziel es ist, die im Konflikt dominierende negative Erwartungshaltung der Konfliktparteien zu aufzulösen. Ziel des Doppelns ist einerseits zu demonstrieren, dass das Gesagte vom Mediator verstanden worden ist und zweitens, dass das Gesagte noch einmal mit anderen Worten übersetzt beim Empfänger ankommt.
Dabei werden insbesondere auch bislang nicht ausdrücklich Gesagtes verbalisiert und (versteckte) Gefühle offenbart, um an den Kern des Konflikts zu kommen.
→ Siehe auch Loopen.
Eigenverantwortlichkeit
Mediation zeichnet sich darin aus, dass die Konfliktparteien eigenverantwortlich handeln. Dies bedeutet, dass sie die Verantwortung für die Lösung und Beilegung der Konflikte selbst übernehmen. Nur die Mediationsteilnehmer (Medianden / Medianten) entscheiden am Ende über Vereinbarungen zu künftigem Handeln. Sie geben die Verantwortung nicht ab an einen von aussen kommenden «Schiedsrichter», der nach eigener, subjektiver Beurteilung eine Bewertung der Standpunkte und vielleicht sogar eine Entscheidung vornimmt.
Zusätzliche Informationen zur Eigenverantwortlichkeit in der Mediation,
Elder Mediation
Elder Mediation ist ein Mediationsverfahren rund ums Älterwerden, also die Lebenszeit nach Familie und Beruf. Unterschiedliche Ziele, Bedürfnisse und Interessen können in diesem Lebensabschnitt zu Verunsicherung und Spannungen führen. Offene oder versteckte Konflikte entstehen z.B. hinsichtlich der Gestaltung des Alltags und/oder der Paarbeziehung, des eigenständigen Wohnens, des Kontakts mit Kindern, Enkeln aber z.B. auch mit der Pflege hilfsbedürftiger Familienmitglieder etc.
Vertiefende Informationen zur Mediation in Alters-, Generationen- und Familienmediation siehe auch www.Generationen-im-Dialog.ch
Erbmediation | Erbschaftsstreit
Wenn bei der Abwicklung einer Erbschaft die Verständigung der Familienmitglieder untereinander nicht möglich ist (z.B. was aus einem Haus oder Unternehmen werden soll), sie sich vielleicht jahrelang nicht über die Abwicklung der Erbschaft einigen können und einzelne Familienmitglieder vielleicht bereits einen Gerichtsprozess – mit all den bekannten negativen Folgen für die Beziehungen, wie die eingesetzte Energie und dem Kostenaufwand – erwägen, bietet sich eine Erbmediation an.
Bei einer Erbmediation treffen sich die Kontrahenten (vielleicht zum ersten Mal) auf neutralem Boden, um mit Hilfe eines Mediators miteinander zu diskutieren, verborgene Interessen und Bedürfnisse zu klären und die Blockade aufzulösen. In einer Mediation mit einer Erbengemeinschaft überrascht es immer wieder, wie schnell ein oft jahrelanger Streit entspannt und beendet werden kann. Ein Erbschaftsstreit kann z.B. auf alte Verletzungen einzelner Familienmitglieder zurück gehen, von denen die anderen gar nichts wissen.
Ergebnisoffenheit
Eine der wichtigsten Voraussetzungen einer Mediation ist, dass keinerlei zum vornherein festgelegte Vorgaben hinsichtlich der zu erzielenden Ergebnisse bestehen.
Lesen Sie hierzu auch «Mediation sucht Lösungen – Die Frage nach Schuld oder Unschuld ist zweitrangig»
Eskalationsstufen | Friedrich Glasl
Um die richtige Vorgehensweise in einer Mediation wählen zu können, muss sich der Mediator vor Beginn ein Bild davon machen, wie stark der Streit eskaliert ist.
Friedrich Glasl hat hierfür 9 Stufen definiert, anhand derer eine Einordnung leichter möglich ist. Die von ihm beschriebenen 9 Eskalationsstufen dienen dazu, sich im Konfliktgeschehen zu orientieren und zu erkennen, wo sich die Konfliktparteien in der Entwicklung des Konflikts befinden:
- Stufe 1 – Verhärtung:
Jeder Konflikt beginnt mit Spannungen – diese müssen jedoch nicht unbedingt als Anfang eines Konflikts wahrgenommen werden. - Stufe 2 – Debatte | Polemik:
Gegensätze treten bereits deutlicher hervor, die Spannungen werden deutlich als Konflikt wahrgenommen. Strategie und Konkurrenz beginnen die Kommunikation zu bestimmen und Taktik wird als «Waffe» eingesetzt. - Stufe 3 – Taten statt Worte:
Den Konfliktparteien geht es inzwischen in erster Linie darum, die eigenen Absichten durchzusetzen und den Gegner bei der Erreichung seiner Ziele zu bremsen. Beim Übergang zur 3. Stufe kommt es zunehmend zum Abbruch der Kommunikation. «Reden hilft nicht mehr, nun müssen Taten folgen». - Stufe 4 – Images und Koalitionen:
Der Übergang in die 4. Stufe ergibt ein neues Bild: Um die Gegenpartei zu bekämpfen, wird Verstärkung gesucht, Koalitionen werden gebildet und der Konfliktpartner wird für das eigene Verhalten verantwortlich gemacht, weil man ja selbst nur auf den anderen reagiert. - Stufe 5 – Gesichtsangriff | Gesichtsverlust:
Die Gegenseite wird blossgestellt – durch Gesichtsverlust soll die andere Person diskreditiert werden. Gegenseitiger Vertrauensbruch ist charakteristisch. Misstrauen vergiftet die Kommunikation und verstärkt den Teufelskreis. - Stufe 6 – Drohstrategien | Erpressung:
Die Konfliktparteien versuchen durch Drohungen ihre Macht zu beweisen – gleichzeitig wird versucht, die Gesamtsituation unter absolute Kontrolle zu bringen. Ultimaten werden gestellt («Wenn nicht… dann…»). - Stufe 7 – Begrenzte Vernichtungsschläge:
Zerstörungsaktionen werden geplant und durchgeführt. In diesem Stadium geht es noch nicht um totale Vernichtung, aber um Ausschaltung der Gegenseite. Menschliche Qualitäten werden der Gegenpartei abgesprochen. Diese Haltung bewirkt, dass sogar ein kleiner eigener Schaden als Gewinn angesehen wird, wenn die Gegenseite nur einen grösseren Schaden hat. - Stufe 8 – Zersplitterung | Zerstörung:
Nun werden Vernichtungsaktionen durchgeführt, um die Gegenpartei in ihren Wurzeln zu treffen. Das Ziel ist, den Feind, das feindliche System zu lähmen und zu zerstören. - Stufe 9 – Gemeinsam in den Abgrund:
Nun gibt es keinen Weg mehr zurück! Die totale Konfrontation führt in die Vernichtung, auch zum Preis der Selbstvernichtung.
Lesen Sie auch «Wenn es mit dem Konflikt bergab geht – 9 Stufen der Konflikteskalation, nach Friedrich Glasl» in diesem Blog sowie die Informationen zum Thema in Wikipedia.
→ Siehe auch Deeskalation.
Fairnesskriterien | Points of relevance
Als Fairnesskriterien versteht man die individuellen Massstäbe jeder Konfliktpartei für die Überprüfung der Ergebnisse auf Fairness- und Gerechtigkeit («Wann empfinde ich die erarbeitete Lösung zum Thema X als fair und gerecht?»).
Die Mediationsvereinbarung sollte vor ihrer Unterzeichnung von jedem einzelnen Konfliktpartner noch einmal gegen seine persönlichen Interessen und Bedürfnissen sowie seinen Fairness-Kriterien überprüft werden.
Familienmediation
Familienmediation ist die Bezeichnung für eine Mediation innerhalb der Familie, d.h. zwischen (Ehe-)Partnern, Geschwistern oder zwischen zwei oder mehr Generationen.
Sehr häufig sprechen Geschwister jahrzehntelang nicht mehr (richtig) miteinander oder der Kontakt zwischen Eltern und den Töchtern und Söhnen ist schon lange abgebrochen. Im Zusammenleben mehrerer Generationen in einem Haus werden Konflikte vielleicht gar nicht oder nicht konstruktiv ausgetragen und führen zu immer grösserer Belastung in der Familie.
→ Siehe auch Paarmediation.
Freiwilligkeit
Grundvoraussetzung für ein Mediationsverfahren ist die freiwillige Teilnahme der Konfliktparteien. Zumindest die Grundbereitschaft muss bei allen beteiligten Personen vorhanden sein, die Situation verbessern zu wollen und sich auf den Vermittlungsprozess einzulassen. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit für alle Teilnehmer (Konfliktparteien und Mediator), jederzeit aus dem Verfahren auszusteigen.
Genogramm
Grafische Darstellung von familiären und Generationen-Beziehungen.
Ein Genogramm ist eine piktografische Darstellung, die in der Systemischen Familientherapie verwendet wird, um familiäre und Generationen-Beziehungen, wiederkehrende Konstellationen etc. darzustellen. Diese grafische Darstellung geht inhaltlich weit über einen Familienstammbaum hinaus. Mit einem Genogramm sollen Verhaltensmuster, beziehungsbestimmende psychologische Faktoren und sich innerhalb einer Familie wiederholende Verhaltensweisen visualisiert und anschliessend analysiert werden. Das Ziel ist die Hypothesenbildung.
Ausführliche Informationen finden Sie in Wikipedia.
Gesprächsführung
Gesprächsführung ist die allgemeine Bezeichnung für die Koordination und Leitung einer Besprechung oder Zusammenkunft von mehreren Menschen.
Dies ist selbstverständlich auch Bestandteil einer Mediation, aber darüber hinaus fallen hier dem Mediator jedoch noch viele andere Aufgaben zu, wie z.B. die Anwendung verschiedener Methoden, um Themen klären zu können oder die intensive Hinwendung zu den Konfliktparteien. Beschränkt sich die Aufgabe jedoch allein auf die Gesprächsleitung einer Besprechung, dann wird dies als Moderation bezeichnet.
→ Siehe auch Moderation.
Gewaltfreie Kommunikation | GFK
«Gewaltfreie Kommunikation» ist eine von Marshall B. Rosenberg entwickelte Form der Gesprächsführung, um destruktive Kommunikationsverläufe zugunsten von nicht verletzenden und gleichwohl Bedürfnisse befriedigenden Aussagen und Rückmeldungen zu verändern. D.h. sie ermöglicht uns
- mit anderen so zu sprechen, dass wir gehört werden,
- die anderen besser zu verstehen,
- für die Erfüllung unserer Bedürfnisse zu sorgen, ohne andere zu verletzen,
- Konfliktsituationen souveräner zu meistern,
- Beziehungen eine neue Qualität zu geben.
Eines der Hauptanliegen dieser Kommunikation ist, dass eine – vielleicht im Moment auch nur kleine – Beziehungsbrücke zwischen den Beteiligten hergestellt wird. Diese Brücke ermöglicht das gegenseitige Gehörtwerden und ein besseres Verstehen des anderen. Dadurch fällt der Gewaltfreien Kommunikation eine ganz besondere Bedeutung in einer Mediation zu. Wenn der Mediator damit vertraut ist, kommt es oft zu ganz überraschenden Momenten, wo einer der Beteiligten sich vielleicht erstmals richtig verstanden fühlt.
Da der Begriff «gewaltfrei» oft nicht so interpretiert wird, wie er gemeint ist, wird die «Gewaltfreie Kommunikation» auch hin und wieder «Werschätzende Kommunikation» genannt. «Gewaltfrei“ meint nicht ohne schreien und schlagen», sondern frei von Vorwürfen oder Interpretationen, was mit dem anderen «nicht stimmt» wie z.B. der Satz «sei doch nicht so empfindlich!».
Zu diesem Thema finden Sie in Wikipedia ausführliche Informationen.
Harvard Konzept | Getting to yes
Das Harvard Konzept wurde in den USA entwickelt und wurde u. a. Grundlage der Mediation und des mediativen Verhandelns. Es ist beschreibt die Methode des sachbezogenen Handelns und als solches das prinzipiengeleitete Verfahren mit dem vorrangigen Ziel der Problemlösung. Die Prinzipien lauten:
- Behandeln Sie Menschen und ihre Interessen (die Sachfragen) getrennt voneinander;
- Konzentrieren Sie sich auf die Interessen der Beteiligten und nicht auf ihre Positionen;
- Entwickeln Sie Entscheidungsoptionen (Auswahlmöglichkeiten); und
- Bestehen Sie auf objektiven Beurteilungskriterien (bspw. gesetzliche Regelungen, ethische Normen etc.), bei deren Einhaltung das Ziel eine Übereinkunft ist, die folgenden Anforderungen genügt:
- die guten Beziehungen der Parteien bleiben erhalten,
- beide Seiten nehmen mit, was sie brauchen – oder, wenn beide das Gleiche brauchen, teilen es fair (bspw. nach dem «Einer-teilt-einer-wählt»-Prinzip) -, und
- es wird zeiteffizient verhandelt (da nicht auf Positionen herumgeritten wird).
Weiterführende Informationen finden Sie in Wikipedia.
Hierarchieunterschiede
In der Mediation können sich Konfliktparteien mit unterschiedlichen Hierarchiestufen auf Augenhöhe begegnen, so dass sich alle in ihren Interessen und Bedürfnissen wahrgenommen fühlen. Zunächst erschwert oft eine unterschiedliche Stufe der Hierarchie die Lösung des Konflikts. Das Machtgefälle wird jedoch in der Mediation dadurch ausgeglichen, dass sich der Mediator auf die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse der Konfliktparteien konzentriert. Diese unterscheiden sich durch die verschiedenen Funktionen im Betrieb. Wenn es gelingt, dafür gegenseitiges Verständnis herbeizuführen, können auch persönliche und sachliche Konfliktthemen bereinigt werden. Ausserdem zeigt sich in vielen Fällen, dass ernste Konflikte über Hierarchiegrenzen hinweg nur dann zur wirklichen Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst werden können, wenn die Konfliktparteien durch unabhängige Dritte im Rahmen einer Mediation unterstützt werden.
Interessen | Selbstbehauptung
In der Mediation bedeuten die Interessen der Medianden die hinter ihren Positionen (Forderungen) stehenden Anliegen, also ihre Wünsche, Sorgen, Bedürfnisse. Positionen können unter Umständen aufgegeben werden, wenn die Interessen «bedient» werden. Anders herum ist es aber nicht möglich, man kann ohne emotionalen, seelischen bzw. wirtschaftlichen Schaden auf Dauer seine Interessen nicht verleugnen oder aufgeben.
Was als Interesse geäussert wird («ich will eine schöne Villa»), dient der Erfüllung eines Bedürfnisses, das zunächst unklar sein kann («Anerkennung durch andere oder Sicherheit oder …?»). Daher ist in der Mediation eine der wichtigsten Aufgaben, die verborgenen Bedürfnisse der Konfliktparteien zu klären.
In der Konfliktberatung bzw. Mediation ist es Aufgabe der Coaches bzw. Mediatoren, die Parteien dabei zu unterstützen, ihre eigenen Interessen (Selbstbehauptung) sowie die Interessen der anderen Partei zu erkennen und zu verstehen.
→ Siehe auch Bedürfnisse sowie Positionen.
Interkulturelle Mediation
Interkulturelle Mediation kann überall dort helfen, wo im Zusammenwirken von Menschen mit unterschiedlichen Herkunftssländern Konflikte entstehen, weil kulturelle Unterschiede nicht oder zu wenig berücksichtigt werden. Dabei muss der Mediator immer im Auge haben, dass es für die unterschiedliche Beurteilung einer Situation durch die Mediationsteilnehmer oft Erklärungen gibt, die sich aus dem Kulturhintergrund ergeben.
Ausführliche Informationen zum Thema «Interkulturelle Mediation» finden Sie in Wikipedia.
Intervention
Der Mediator wird dann intervenieren, das heisst eingreifen, wenn die respektvolle Ebene in der Kommunikation zwischen den Konfliktparteien verlassen wird. Kommt es beispielsweise zu Beleidigungen oder zu sonstigem destruktiven Verhalten, dann ist eine solche Intervention notwendig. Der Mediator wird zunächst auf die zuvor vereinbarten Regeln verweisen und dann verschiedene Methoden anwenden, um die Situation zu beruhigen und die erforderliche Wertschätzung wiederherzustellen. Er könnte z.B. Aussagen so umformulieren, dass sie wieder annehmbar werden.
Kommunikation
Eine gute Kommunikation, das heisst eine gute Verständigung zwischen den Menschen, ist einer der wichtigsten der Schlüssel zu konfliktarmen Beziehungen. Gut zu kommunizieren bedeutet einerseits klares Formulieren der eigenen Standpunkte, Interessen und Bedürfnisse, andererseits aufmerksames Zuhören und Sich-Einlassen auf den Gesprächspartner. Kommunikation umfasst aber noch viel mehr, z.B. non-verbale Aspekte sowie verschiedene Reaktionsmöglichkeiten auf das Gehörte. Eine ganz besondere Rolle nimmt hier die «Gewaltfreie Kommunikation (GFK)» nach Marshall B. Rosenberg ein.
Konflikt
Ein Konflikt liegt vor, wenn es unterschiedliche Standpunkte gibt, die sich verhärten, weil Interessen oder Werte oder Ziele unvereinbar erscheinen. Damit können die Beteiligten ihre dahinterliegenden Interessen, Bedürfnisse, Wertvorstellungen oder Zielsetzungen nicht erfüllen und es entstehen negative Gefühle dem jeweils anderen gegenüber. Konflikte können zwischen Personen, gesellschaftlichen Gruppen, Organisationen oder Staaten entstehen. In der Mediation wird daher durch Klärung der verschiedenen – zunächst verborgenen – Bedürfnisse versucht, Wege zu finden, die alle Bedürfnisse erfüllen können. Der soziale Konflikt wird als ein zentrales Element des gesellschaftlichen Zusammenlebens und als Triebkraft des sozialen Wandels begriffen. Soziale Konflikte können unterschiedliche Gegenstände haben; häufig treten sie als Verteilungs-, Macht- und Anerkennungskonflikte auf.
Weitere Informationen finden Sie in Wikipedia.
Konfliktberatung
Konfliktberatung eine sehr gute Option zur Klärung einer schwierigen Konfliktsituation, in der nicht klar ist, welche Möglichkeiten zur Lösung oder Entspannung möglich bzw. sinnvoll sind. In einer komplizierten Situation, z.B. weil mehrere Menschen direkt oder indirekt beteiligt sind, es verschiedene Hierachiestufen zu beachten gilt oder besondere emotionale Belastungen vorliegen, dann kann eine eingehende systemische Konfliktklärung Klarheit herbeiführen. Sowohl Einzelpersonen als auch Gruppen, Teams, Unternehmen und Organisationen profitieren von einer professionellen Konfliktberatung.
Konfliktcoaching
Konfliktcoaching bedeutet die Unterstützung von Einzelpersonen im Umgang mit Konflikten oder schwierigen Gesprächen. Wenn z.B. jemand ein wichtiges, aber konfliktträchtiges Gespräch mit einem Verwandten, Kollegen oder Vorgesetzten plant, kann ein gezieltes Konfliktcoaching dafür sorgen, dass der Betroffene viel entspannter und zielgerichteter agieren und schnell eine gute Basis mit seinem Gesprächspartner aufbauen kann.
Konfliktkosten
Zu den Konfliktkosten gehören alle sogenannten quantitativen (ungefähr berechenbaren), aber auch die qualitativen (also kaum sicht- oder berechenbare) Kosten, die durch Konflikte entstehen.
In Unternehmen entstehen durch Konflikte laut mehrerer Studien im Durchschnitt etwa 10 % der Personalkosten. Im betrieblichen Kontext ist zunächst die verlorene Arbeitszeit zu nennen. Streitereien, endlose Diskussionen, innere Blockaden, Störung interner Abläufe und Verzögerungen kosten viel Zeit und Geld. Wenn die persönliche Belastung für die Betroffenen zu gross wird, kommt es zu oft wochenlangen Krankmeldungen. Im Fall von Kündigungen ist Zeit für die Einarbeitung der Nachfolger nötig und wenn es zum Arbeitsgerichtsprozess kommt, fallen neben den Anwalts- und Gerichtskosten eventuell auch noch erhebliche Abfindungen an.
Im Privatbereich kommt es zu Beginn vor allem zu den qualitativen Kosten wie Einbussen in der Lebensqualität, Mangel an Vertrauen und Wertschätzung bis zu körperlichen Auswirkungen wie Krankheiten oder seelischer Belastung. Im weiteren Verlauf kann es zu Scheidungs- oder Trennungskosten kommen bzw. zu Kosten für gerichtliche Auseinandersetzungen in der Familie, mit Nachbarn oder dem Vermieter.
Mit einer alternativen Konfliktlösung mittels frühzeitiger Mediation lassen sich die meisten Kosten markant reduzieren oder sogar vermeiden. Alleine die quantitativen Kosten betragen nur einen kleinen Bruchteil der Kosten für einen Gerichtsprozess.
Weitere Informationen zu Konfliktkosten finden Sie in Wikipedia erwähnenswert ist hier die Konfliktkostenstudie der Firma KPMG.
Konfliktlösung
In einer Mediation finden die Konfliktparteien selbst die für sie passende Lösung, weil dies dazu führt, dass sich alle Teilnehmer künftig viel eher an die so getroffenen Vereinbarungen halten werden. Der Mediator unterstützt diesen Vorgang lediglich durch die Anwendung verschiedener Methoden. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum sogenannten Schlichtungsverfahren, wo der Schlichter einen Lösungsvorschlag macht und den Parteien zur Entscheidung vorlegt.
Konfliktmanagement
Als Konfliktmanagement bezeichnet man systematische und zielgerichtete Interventionen sowie Steuerungsmassnahmen im Hinblick Entwicklungs- und Veränderungsprozesse bzw. zur Konfliktbewältigung. Das Ziel ist es, mögliche Konflikte (oder gar Krisen) frühzeitig zu erkennen, konstruktiv zu bearbeiten und zu bewältigen, um zu verhindern, dass ein Individuum, ein Unternehmen bzw. ein System geschädigt, gefährdet oder destabilisiert wird. Unterschiedliche Methoden stehen für das Konfliktmanagement zur Verfügung: insbesondere Mediation, Konfliktberatung, Klärungshilfe und Coaching sowie Moderation, Prozessbegleitung, Supervision und Teamentwicklung.
Konfliktmanagement ergründet u.a. vielfältige Fragen:
- Wie kann ich entstehende Konflikte erkennen?
- Wie reagiere ich darauf?
- Welche Massnahmen leite ich ein, um eine Eskalation zu verhindern?
- Welche Massnahmen setze ich zur Lösung von Konflikten ein?
- Kann ich das Problem noch selbst in die Hand nehmen oder hole ich mir Unterstützung durch einen Dritten?
- Gibt es Konfliktursachen in der Arbeitsumgebung, der Betriebsstruktur, im grösseren Familienzusammenhang?
Zusätzliche Informationen finden Sie in Wikipedia.
Konfliktmoderation
Konfliktmoderation bedeutet Konfliktbearbeitung in Gruppen und ist eine Kombination aus der Gesprächsleitung und der eigentlichen Konfliktbearbeitung durch Mediation. In Gruppengesprächen oder Workshops entsteht immer wieder eine gewisse Dynamik, es kommen alte und vielleicht neue Konflikte auf, es gibt unterschiedliche Ziele in den Sachthemen. Dies alles aufzunehmen, bestehende Konflikte zu lösen, die Themen zu ordnen, zu visualisieren und zu einem guten Ergebnis zu führen, dies ist die Kunst des Konfliktmoderators bzw. Mediators.
→ Siehe auch Moderation bzw. Gesprächsführung.
Konfliktprävention
Als Prävention bezeichnet man vorbeugende Massnahmen, um ein unerwünschtes Ereignis oder eine unerwünschte Entwicklung zu vermeiden. Ganz allgemein kann der Begriff mit «vorausschauender Problemvermeidung» übersetzt werden.
Im Zusammenhang mit Konflikten bedeutet ein präventives Vorgehen, dass man ganz allgemein Personen für das Thema «Konflikt» sensibilisiert, damit das Thema «Konflikt» enttabuisiert wird, um aufkommende Meinungsverschiedenheiten zu Beginn, auf niederer Eskalationsstufe zu bearbeiten, um eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden.
Konsens | Dissens
Konsens bedeutet Übereinstimmung von zwei Meinungen oder Positionen im Unterschied zum sogenannten Dissens (Uneinigkeit, Widerspruch). Die Übereinstimmung von zwei Willenserklärungen ist konstitutiv für einen Vertrag (Vereinbarung).
Loopen
Loopen ist eine von zahlreichen Kommunikationstechniken von Mediatoren. Beim Loopen oder paraphrasieren wird der Gesprächsinhalt, die Aussage des Senders, mit eigenen Worten kurz wiedergegeben, um deutlich zu machen, dass das Gesagte beim Empfänger richtig angekommen, verstanden worden ist. Der ursprüngliche Sender hat damit die Gelegenheiten, Missverständnisse aufzudecken; er hat die Möglichkeit, seine Aussagen zu wiederholen, bis er verstanden wird.Beim Loopen muss der Empfänger darauf achten, die Sichtweise des Anderen darzustellen, ohne die Aussage zu bewerten. Es sollte nicht jede Aussage stereotyp gespiegelt, sondern darauf geachtet werden, nur die wesentlichen Aussagen zu wiederzugeben, da sonst die andere Person den Eindruck bekommen könnte, sich nicht richtig ausdrücken zu können.
→ Siehe auch Paraphrasieren.
Lösungsoptionen
In der Mediation sind Lösungsoptionen das Ergebnis der Suche nach Möglichkeiten, den Konflikt beizulegen. Die Konfliktparteien suchen selbst und eigenverantwortlich und mit Unterstützung des Mediatiors nach diesen Optionen. Aus den möglicherweise umfangreichen Lösungsoptionen werden am Ende des Mediationsverfahrens konkrete Vereinbarungen schriftlich festgehalten, denen alle Mediationsteilnehmer zustimmen können.
→ Siehe auch Optionen.
Marshall B. Rosenberg
Marshall B. Rosenberg (geb. am 6.10.1934 in Canton, Ohio; gest. am 7.2.2015 in Albuquerque, New Mexico) hat die sogenannte Gewaltfreie Kommunikation (GFK) entwickelt, eine ganz andere Art miteinander umzugehen, miteinander zu kommunizieren. Er war zunächst Psychotherapeut und hat in vielen Krisengebieten (Afrika, Mittlerer Osten, Osteuropa, u.a.) als Mediator und Ausbilder Friedensarbeit geleistet.
→ Siehe auch Gewaltfreie Kommunikation (GFK).
Mediand | Mediandin bzw. Mediant | Mediantin
Medianden – auch manchmal als Medianten bezeichnet – sind die Konfliktbeteiligten, die an einer Mediation teilnehmen. Der Mediator vermittelt also die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse zwischen diesen Teilnehmern. Medianden müssen auf jeden Fall freiwillig mitmachen und lediglich die Bereitschaft mitbringen, gemeinsam an der Lösung von Konflikten auf konstruktive Weise mitzuarbeiten.
Beide Schreibweisen, sowohl diejenige mit «d» als auch diejenige mit «t», finden sich in der Literatur und Praxis. Es handelt sich nicht lediglich um Rechtschreibvarianten, sondern um einen grammatischen sowie inhaltlichen Unterschied. Mediand drückt semantisch eher etwas passive bzw. eine Objektstellung aus, während Mediant eine aktive Rolle impliziert.
Die Konfliktparteien sind keinesfalls Objekte des Mediationsverfahrens, sondern die Eigentümer des zu mediierenden Konflikts, Allerdings sind sie, anders als die Mediatoren, nicht in einer das Verfahren leitenden (aktiven) Rolle, sondern werden durch das Mediationsverfahren geführt und dabei von den Mediatoren unterstützt.
Die Sprachwissenschaft hält sich im Hinblick auf die Lösung (wie ein Mediator) zurück, stellt aber die entscheidende Frage: «Wenn tatsächlich die aktive Rolle des Medianten / der Mediantin so gesehen wird, dass er oder sie selbst die Vermittlung leistet und sich des Mediators nur als einer Hilfe bedient, dann spricht auch aus sprachwissenschaftlicher Sicht nichts dagegen, die t-Variante zu verwenden» (Universität Vechta/Arbeitsstelle für Sprachauskunft, 2013).
Genau das ist aber nicht der Fall, die Medianden verhandeln zwar aktiv miteinander, leisten aber nicht selbst die Vermittlung, sondern werden mediiert, weshalb die d-Variante (nach aller Abwägung) letztlich die fachlich angemessene Schreibweise für die Konfliktparteien ist und gleichzeitig deren Verantwortung für und aktive Rolle bei der Lösung des Konflikts (nicht aber für das Mediationsverfahren) berücksichtigt.
Mediation
Mediation (lat. «Vermittlung») ist ein modernes, strukturiertes, vertrauliches sowie sehr wirksames Verfahren zum Beilegen von Konflikten ohne Auseinandersetzung vor Gericht. Während des Mediationsprozesses erarbeiten die Medianden (Konfliktpartner) mit der Unterstützung eines Mediators (Konfliktvermittlers) passende Lösungen für ihre Differenzen. Wesentlich an einer Mediation ist, dass die beteiligten Parteien freiwillig daran teilnehmen, der Mediator keine Entscheidungen trifft sowie keine eigenen Lösungsvorschläge einbringt oder aufdräng. Die Suche nach Lösungsoptionen erfolgt eigenverantwortlich durch die Streitparteien. Der unabhängige, neutrale und allparteiliche Mediator ist für die Gesprächsleitung und die Struktur der Mediation verantwortlich. Er versucht, die verschiedenen Sichtweisen, Interessen und Bedürfnisse der Medianden zu klären. Nachdem Lösungsmöglichkeiten gefunden wurden, die die Bedürfnisse und Interessen aller Beteiligten erfüllen, werden diese gemeinsam zu konkreten, schriftlichen Vereinbarungen formuliert.
Mediatives Handeln
Wer mediativ handelt, ist an das strukturierte Mediations-Verfahren nicht gebunden, er/ sie handelt immer auch situationsbedingt.
Der mediativ Handelnde:
- kann in Konflikte, Schwierigkeiten, Probleme, selbst involviert sein.
- ist mit eigenen Interessen, Anliegen, Wünschen, Bedürfnissen/Gefühlen beteiligt.
- handelt konfliktpräventiv, fall- oder problemspezifisch.
- ist eine vermittelnde(r) Mit-VerhandlerIn.
- ist an Inhaltsentscheidungen mitbeteiligt.
Mediator | Mediatorin
Ein Mediator (lat. «Vermittler») ist ein besonders geschulter, unabhängiger, unparteiischer und aussergerichtlicher Vermittler, der in einem Gesprächsprozess (Mediation) versucht, zwischen zwei oder mehreren Konfliktparteien zu vermitteln, indem er diese neutral und allparteilich dabei unterstützt, ihre Konflikte zu lösen. Er ist verantwortlich für die strukturierte Leitung des Mediationsprozesses. Die innere Haltung des Mediators ist geprägt von Wertschätzung und Zuwendung zu den Konfliktparteien, damit eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung entstehen kann. Er bewertet die Standpunkte und Aussagen der Konfliktgegner nicht, sondern versucht, die Wirkung der Aussagen auf die Gegenseite zu klären und wechselseitiges Verständnis entstehen zu lassen. Der Mediator sichert Verschwiegenheit hinsichtlich aller Inhalte der Mediation zu. Dies gilt auch bezüglich der Wahrnehmung des Zeugnisverweigerungsrechts bei einem eventuell später folgenden Gerichtsprozess. Dies sind wichtige Voraussetzungen, dass die Beteiligten sich ohne Vorbehalte öffnen können.
Die Methoden des Mediators beinhaltet insbesondere:
- Verfahrenskontrolle: Starten, Führen und Leiten durch die spezifischen Phasen des Mediationsverfahrens, Agenda-Setting, Strukturgebung
- Gesprächsführung: Neugestaltung und Steuern der Kommunikationsverläufe, Aktives Zuhören, klientenzentrierte wie mediationsspezifische Kommunikation und Fragekunst,
- Klärungshilfe: unterstützende Problemdefinition, Interessens- und Bedürfnisanalyse, systemische Wahrnehmungsrekonstruktion, Sichtbarmachen von Wahrnehmungsdissonanzen, Interessens- und Bedürfnisanalyse, Realitätstest und Klärung der Nichteinigungsalternativen (siehe auch BATNA).
Mediatoren sind Initiatoren für neue Regelungsprozesse, keine Richter und keine Schlichter. Sie verfügen im Hinblick auf den Streitgegenstand über keine Entscheidungs- oder Lösungskompetenz. Sie müssen neutral sein (d.h. sie dürfen kein eigenes Interesse am sachlichen Ausgang des Konflikts haben) und allparteilich die Parteien darin unterstützen, ihre Interessen und Bedürfnisse zu einem Ausgleich bringen zu können.
Durch ein gut strukturiertes Verfahren, durch den Einsatz passender Verhandlungstechniken (z.B. aktives Zuhören; Paraphrasieren) und die empathische Grundhaltung unterstützen sie die Konfliktparteien, sich über ihre Interessen klar zu werden und geeignete, tragfähige Lösungen zu finden. Im Gegensatz zum Schlichter machen sie keine eigenen inhaltlichen Lösungsvorschläge. Mediatoren dürfen in der Streitsache auch keine Rechtsberatung durchführen.
Zusätzliche Informationen finden Sie auf der Webseite des Schweizerischen Dachverbands Mediation und in Wikpedia.
Moderation
Moderation ist die Leitung einer Besprechung oder einer Versammlung, ohne dass sich der Moderator zwingend am fachlichen Inhalt der Zusammenkunft beteiligt. Übernimmt ein externer Moderator die Gesprächsleitung einer für die Betroffenen schwierigen oder konfliktträchtigen Sitzung, können sich die Teilnehmer auf ihre fachlichen Themen und auf ihre Ziele konzentrieren und werden nicht abgelenkt durch die Gesprächsführung. Ausserdem kann ein Moderator mit einer entsprechenden Ausbildung in Mediationstechniken aufkommende Konflikte relativ leicht abfangen.
Ursprünglich als strukturierende Unterstützung zur Entscheidungsfindung insbesondere in Gruppenprozessen angewendet, wurde die Moderation explizit auch als Konfliktmoderation als präventive Intervention ausgestaltet, um auftretende Konflikte vor der Eskalation zu bewahren. Die methodischen Interventionen der Moderatoren als Verhandlungs- und Konferenzleiter sind weniger intensiv als bei einer Mediation und werden in noch nicht so verhärteten Konfliktstadien eingesetzt.
→ Siehe auch Gesprächsführung.
Neutralität
Grundprinzip in der Mediation ist, dass sich der Mediator streng neutral den Konfliktparteien gegenüber verhält, d.h. er darf keine der Parteien bevorzugen oder in ihrer Sichtweise positiv bewerten. Daneben gibt es noch den Grundsatz der Allparteilichkeit. Dies bedeutet, dass der Mediator sich allen an der Mediation Beteiligten gleichermassen zuwendet. Alle Beteiligten werden gleichberechtigt in den Prozess einbezogen.
Erklärungen zu Neutralität, Allparteilichkeit und Unparteilichkeit finden Sie in Wikipedia.
Normalisieren
Mittels «Normalisieren» hilft der Mediator den Medianden, die Situation als Normalfall zu akzeptieren, als Krisensymptom ernst zu nehmen aber auch als zur temporären Situation gehörend zu akzeptieren («Alle haben ähnliche Probleme, Kommunikation ist grundsätzlich konfliktanfällig.».).
Nullsummenspiel
In Nullsummenspielen stellt der Verlust der einen Partei den Gewinn der anderen Partei dar. Gewinn und Verlust belaufen sich zusammengezählt immer auf Null. In Nicht-Nullsummenspielen gleichen sich Gewinn und Verlust nicht aus. Die Summe von Gewinn und Verlust kann über oder unter Null liegen. Es können beide Parteien verlieren oder gewinnen.
In der Mediation werden die Streitparteien dabei unterstützt, sich von ihren antagonistischen Positionen zu lösen und Lösungsoptionen zu entwickeln, die den Bedürfnissen und Interessen beider/aller Beteiligten dienen, sog. Win-Win-Situation.
Optionen
Während der Mediation werden Lösungsoptionen aufgrund geklärter Interessen und Bedürfnisse gesammelt. – Eine Lösungsoption ist, was die Interessen des Konfliktpartners mindestens (mit-) berücksichtigt.
→ Siehe auch Lösungsoptionen.
Paar Mediation
Ein häufiger Anwendungsfall einer Familienmediation ist die Paarmediation, in der Beziehungskonflikte in unterschiedlicher Ausprägung bearbeitet und gelöst werden können. Dabei kann es verschiedene Zielsetzungen geben: immer wiederkehrende Auseinandersetzungen und Streit, die Überwindung einer akuten Beziehungskrise oder die Trennung der Beziehung oder Ehescheidung mittels einer Trennungs- oder Scheidungsmediation, um keine zusätzlichen Verletzungen und Kosten entstehen zu lassen.
In einer Paarmediation findet keine Therapie statt, sondern die beiden Partner bringen mit Unterstützung durch den Mediator eine klärende Struktur in ihre Konfliktthemen und erarbeiten danach Lösungsmöglichkeiten dafür. Bei diesem Prozess hilft ihnen der Mediator durch kreative Methoden, drängt jedoch keine eigenen Lösungsvorschläge auf. Das heisst, die Lösungssuche findet eigenverantwortlich statt, was für die nachhaltige Tragfähigkeit der am Ende vereinbarten Lösungen von entscheidender Bedeutung ist. Sollte sich herausstellen, dass einer der Partner oder beide eine wirkliche therapeutische Unterstützung benötigen, können die Partner dies eventuell als weitere Massnahme miteinander vereinbaren. Diese Therapie findet nicht im Rahmen einer Mediation statt.
Eine Mediation zwischen Paaren bzw. Partnern ist in drei Fällen sinnvoll:
- Die Beziehung ist im Prinzip gut, aber bei bestimmten Themen gibt es immer wieder Auseinandersetzungen. Diese Streitpunkte können im Sinne einer Weiterentwicklung der Partnerschaft in der Mediation geklärt und meist rasch beseitigt werden.
- Es kommt regelmässig zu Streit, der nicht (immer) durch eine Aussprache beseitigt werden kann. Hier ist es dringend nötig, dass sich die Partner Hilfe von aussen holen, um die Situation zu entspannen, wozu sich eine Mediation ideal eignet.
- Die Partner bzw. Ehepartner haben bereits klar entschieden, dass sie sich trennen bzw. scheiden lassen werden. In diesem Fall ist eine Mediation zur Vorbereitung sehr sinnvoll, um weitere Eskalationen und einen Rosenkrieg zu verhindern. Dieses Verfahren spart sehr viel Energie, Zeit und Kosten.
→ Siehe auch Familienmediation.
Paraphrasieren
Paraphrasieren oder Spiegeln bedeutet, in einem Dialog mit eigenen Worten das zu wiederholen, was der Gesprächspartner gesagt hat. Dies dient zur Kontrolle, was beim jeweiligen Gesprächspartner angekommen ist und ist eine wirksame Massnahme zur Vermeidung von Missverständnissen. Besonders in der Mediation ist dies ein wichtiges Werkzeug des Mediators, um sicher zu gehen, dass jeder Mediationsteilnehmer Aussagen wirklich so verstanden hat, wie sie gemeint waren.
Partialisieren
Der Konfliktgesamtheit (die Probleme) in kleinere Einheiten zerlegen und so dem Gesamten die Schwere nehmen.
Perspektivenwechsel
Der Perspektivenwechsel ist eines der wichtigsten Ziele in einer Mediation. Wenn es gelingt, dass sich die Konfliktbeteiligten zumindest für eine gewisse Zeit soweit in die Sichtweise der Konfliktgegner einfühlen können, dass sie eine Ahnung von deren Hintergründen bekommen, dann ist ein grosser Schritt für eine gegenseitige Verständigung und das gegenseitige Verständnis getan. Dabei bedeutet Verständnis jedoch nicht auch gleichzeitig Zustimmung zur Sichtweise der anderen, aber dennoch ist ein Verständnis für die Hintergründe und Auslöser der Perspektive der anderen Seite für die anschliessende Suche nach Konfliktlösungsmöglichkeiten sehr hilfreich. In einer professionell geleiteten Mediation gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Konfliktparteien auf diese Weise einander anzunähern.
Positionen
Positionen sind Ansprüche und Forderungen, die von den Parteien im Konflikt und insbesondere bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung erhoben werden und deshalb nicht miteinander vereinbar sind. Häufig sind sie nur das vermeintliche (kurzfristig formulierte) Ergebnis, um welches gekämpft wird. Demgegenüber sind die (sozialen, wirtschaftlichen, emotionalen, …) Interessen die «dahinter» stehenden eigentlichen Anliegen und Motivation, aufgrund derer der Konflikt entstanden ist, die aber nicht zwingend konträr zu den Interessen der anderen Partei sein müssen, was man aber mangels Kommunikation nicht weiss.
Interessen reichen mitunter weit in den Bedürfnisbereich hinein, also den Bereich der elementaren Wünsche und Notwendigkeiten für das Wohlbefinden, die nahezu alle Menschen teilen (Anerkennung, Sicherheit, …). In der Mediation geht es darum, die Positionsebene zu verlassen, um auf der Interessensebene Möglichkeiten der Verständigung und ggf. Übereinstimmung auszuloten.
Prämediation
In der Prämediation werden die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen geklärt, unter denen die Mediation stattfinden soll. Dies ist vorallem bei Mediationen in Organisationen oder im öffentlichen Raum erforderlich. Der Mediator erklärt dem potenziellen Auftraggeber das Mediationsverfahren. Zu den wichtigsten Vorklärungen durch den Mediatorn gehören folgende Fragen:
- Wer hat welchen Bezug zum Konfliktgeschehen und müsste deshalb in das Verfahren einbezogen werden?
- Wer sind die Konfliktparteien im engeren Sinn, und – wenn diese viele Personen umfassen sollten – welche der Personen erhalten ein Mandat, für die eigene Konfliktpartei zu verhandeln?
Recognition
Recognition bedeuet, dass wir den eigenen Anteil am Konflikt erkennen, uns Andersdenkenden öffnen und deren Motivation, Situation und Sichtweise gelten lassen können. Das Ziel ist die respektvolle Anerkennung sowohl im Verhältnis zwischen den Parteien als auch im Verhältnis zwischen Mediator und Konfliktparteien.
Reflektive Fragen
Bei reflektiven Fragen nimmt der Mediator eher die Rolle eines Beraters oder Trainers ein: Er regt die Streitparteien dazu an, sich selbst und ihre Position zu reflektieren, um so zu neuen Erkenntnissen zu gelangen. Der Mediand bleibt autonom, weil er nicht, wie bei den strategischen Fragen, gezielt in eine Richtung «gedrängt» sondern zum Nachdenken und zu neuen gedanklichen Entwürfen angeregt wird.
Resilienz
Resilienz (von lateinisch resilire = «zurückspringen, abprallen», deutsch etwa Widerstandsfähigkeit) beschreibt die Toleranz einer Person gegenüber Stress. Resilienz im Rahmen des Stressmanagements ist die innere Stärke, die es einem Menschen ermöglicht, Krisen, Dauerbelastungen und neue Herausforderungen erfolgreich zu meistern.
Rollentausch
Beim Rollentausch werden die Konfliktparteien gebeten, sich in die Rolle der anderen Partei hineinzuversetzen, um Verständnis für deren Sichtweise zu entwickeln. Dies fällt manchmal recht schwer, weil der Kontrahent eben eine oft ganz gegensätzliche Art zu denken und zu handeln hat. Mit einer behutsamen Führung durch den Mediator kann jedoch damit in vielen Fällen eine gegenseitige Ablehnung abgebaut werden.
Schlichtung
Der Begriff «Schlichtung» unterscheidet sich im Hinblick auf die Entscheidungskompetenz des Dritten semantisch wie konzeptionell von dem der Mediation, er wird aber mittlerweile als Synonym für die Vermittlungstätigkeit generell verwendet. Entscheidend ist letztlich die Rolle und Funktion und damit das methodische Vorgehen des Dritten. Im normalen Sprachgebrauch wird häufig von «Streit schlichten» gesprochen, wenn Konflikte aussergerichtlich gelöst werden.
Mediatoren entscheiden nicht in der Sache, nicht «für» oder «über» die Parteien, sie schlagen weder einen Kompromiss vor noch drängen sie die Parteien in den Vergleich. Die Parteien können ihre Lösung oder Regelung selbst finden, damit ihnen nicht eine «Lösung» durch einen Dritten auferlegt wird. Dabei stellt sich meistens heraus, dass man das «entweder – oder» überwinden kann und die Parteien – oft sogar über den ursprünglichen Streitgegenstand hinaus – «gewinnen», d.h. mit Blick in die Zukunft eine Lösung oder Regelung finden können, die ihren Interessen gleichermassen und nachhaltig dient.
Der Begriff Streitschlichtung hat im Schulbereich noch eine ganz andere Bedeutung bekommen. Er bezeichnet eine relativ neue Art der Konfliktbearbeitung in pädagogischen Einrichtungen, bei der die Schüler selbständig ihre Streitfälle bearbeiten und zu guten Lösungen finden. Dafür werden einige Schüler speziell zum Streitschlichter ausgebildet, um in solchen Fällen eine vereinfachte und schematisierte Mediation zwischen den Streitenden durchzuführen. Wenn z.B. auf dem Schulhof zwei Schüler ernsthaft aneinander geraten, treffen sie sich anschliessend mit einem anderen Schüler (dem Streitschlichter) und bereinigen ihren Streit durch Verständigung und Versöhnung. Diese Form von Konfliktbearbeitung in Schulen ist sehr erfolgreich und trägt zu einer konfliktarmen Atmosphäre bei. Es ist essenziell, dass sich einzelne Pädagogen der Schule intensiv für ein solches Programm einsetzen und über Jahre hinweg die Betreuungsarbeit leisten.
Soziogramm
Grafische Darstellung von Gruppen, Teams etc., die Darstellung erfolgt ähnlich wie in einem Organigramm.
Streit
Streiten gehört zum Leben und ist grundsätzlich nichts Schlimmes. Unangenehm wird es nur dann, wenn Streit zur alltäglichen Art der zwischenmenschlichen Kommunikation wird, wenn sie keine bessere Möglichkeit finden, sich für ihre Interessen einzusetzen oder wenn ein Streit mit gegenseitigen Verletzungen einhergeht. Richtiges Streiten ohne Verletzungen kann man lernen und es gibt andere Möglichkeiten der Auseinandersetzung. Die «Gewaltfreie Kommunikation» nach Marshall B. Rosenberg ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Dabei geht es gar nicht darum, schlagen und schreien wegzulassen, sondern darum, eine wertschätzende Kommunikation herzustellen. Diese ist überall anwendbar: in der Familie, Partnerschaft, im Betrieb mit Kollegen und mit Vorgesetzten, im ganzen Alltag.
Supervision | Mediationsanaloge Supervision
Supervision ist Im angelsächsischen Sprachraum ursprünglich Bezeichnung für Aufsicht und Anleitung durch einen Vorgesetzten. Im deutschsprachigen Raum bezeichnet Supervision die fachliche Reflexion professionellen Handelns (insbesondere in Beratungs- und Hilfeprozessen) unter Einbeziehung einer externen, fachkundigen Person, die nicht unmittelbar am (Hilfe-)Geschehen mit den Klienten/Kunden/Mandanten selbst beteiligt ist.
Eine Supervision stellt eine Beratung für Einzelpersonen oder Teams dar, um die aktuelle Arbeitsweise anzuschauen, kritisch zu hinterfragen und Veränderungen einzuleiten. Supervision ist immer auch mit einer fachlichen Beratung durch eine externe, fachkundige Person, die nicht unmittelbar am (Hilfe-)Geschehen verbunden ist. Der Supervisor macht auch eigene Lösungsvorschläge. Dies ist ein wichtiger Unterschied zur Mediation, bei der der Mediator keine eigenen Vorschläge macht, um die Nachhaltigkeit der Vereinbarungen zu stärken.
Ziel der Supervision als Erkennens-, Lern- und Verstehensprozess ist u.a. die Professionalisierung des beruflichen Handelns, insbesondere:
- Findung und Akzeptanz der eigenen Rolle,
- Entwicklung eigener Stärke und Durchsetzungskraft,
- die Bewältigung von Belastungen im Zusammenhang mit dem beruflichen Alltag,
- Vermittlung neuer Handlungsperspektiven in schwierigen Situationen,
- Optimierung von Arbeitsprozessen und Arbeitsbeziehungen,
- Unterstützung bei der Lösung von offenen und verdeckten Konflikten.
Team Mediation | Teamentwicklung
Wenn Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit in einem Arbeitsteam oder zwischen verschiedenen Teams auftauchen, kann eine Teamentwicklung in Form einer Team Mediation Abhilfe bringen. Dabei werden neben der zwischenmenschlichen Beziehungsebene, auch die mehr sachbezogenen Unstimmigkeiten bearbeitet. Sind am Ende Lösungen für die Probleme gefunden worden, so verändert sich in der Regel die Stimmung und die Zusammenarbeit rasch und in zuvor unerwartetem Ausmass.
Trennungsmediation | Scheidungsmediation
Falls die Entscheidung zur Trennung bzw. Ehescheidung bereits getroffen wurde, kann durch eine gute Vorbereitung im Rahmen einer Paarmediation eine Konflikteskalation (der bekannte Rosenkrieg) verhindert werden. Die finanziellen und persönlichen Konsequenzen können in dem Vermittlungsverfahren frei verhandelt werden.
Umweltmediation
Umweltmediation bezeichnet die Anwendung von Mediation bei Projekten, die in die Umwelt und den Naturschutz eingreifen und zu Konflikten mit einzelnen Anliegern oder einer breiteren Öffentlichkeit führen können. Hierzu zählen z.B. Bauprojekte von Strassen, Häusern, Brücken, Fabriken, Flugplätzen, Bahntrassen, Kraftwerken, Staudämmen etc.
Unternehmensmediation
Unternehmens- und Wirtschaftsmediation bezeichnet ein Arbeitsfeld der konsensualen Regelung von offenen Entscheidungsprozessen und Konflikten im Bereich wirtschaftlich-kommerziell tätiger Unternehmen (Betriebe, Gesellschaften, Konzerne, …) oder sozialer bzw. öffentlicher Organisationen (Behörden, Krankenhäuser, Vereine …).
Während Unternehmensmediation überwiegend Verfahren und Regelungsprozesse innerhalb von Organisationen/Systemen bezeichnet (z.B. im Hinblick auf Konflikte am Arbeitsplatz, Streit zwischen Mitarbeitern; Mobbingvorwürfen, Konflikte zwischen Teams und Abteilungen, Berufsgruppen und Disziplinen; insbesondere Vermittlung in Familienbetrieben), wird Wirtschaftsmediation häufig für die Mediation zwischen Unternehmen und Geschäftspartnern (B2B – Business to Business) verwendet,
Unternehmensberatung
Unternehmensberatung kann in unterschiedlichen Formen erfolgen: Begleitung einer betrieblichen Umorganisation («Change Management»), Teamentwicklung zur Verbesserung der Zusammenarbeit, Konfliktlösung zwischen einzelnen Beschäftigten bzw. in oder zwischen Teams und Abteilungen und vieles mehr. Für die Bereiche Teamentwicklung, Teamcoaching und Konfliktbearbeitung bietet sich eine Wirtschaftsmediation als sehr effektive Methode an. Dadurch kann in kurzer Zeit und mit relativ geringen Kosten viel erreicht werden. Wenn Sie einen Unternehmensberater suchen, der viel Erfahrung mit Konflikten hat, dann ist der Wirtschaftsmediator die richtige Wahl.
Vertraulichkeit
Oberstes Prinzip in der Mediation ist die Zusicherung an die Konfliktparteien, dass der Mediator keinerlei Informationen, die er im Rahmen des Vermittlungsverfahrens bekommt, an Dritte weitergibt. Dies wird in der Regel vor Beginn der Mediation schriftlich vereinbart. Nur wenn die Konfliktpartner sicher sind, dass nichts nach aussen dringt, werden sie sich im Mediationsprozess vollständig öffnen können.
Wertschätzende Kommunikation
«Wertschätzende Kommunikation» ist eine Bezeichnung, die manchmal für die «Gewaltfreie Kommunikation» nach Marshall B. Rosenberg verwendet wird, weil der Begriff «gewaltfrei» für manche etwas irreführend ist.
«Gewaltfrei» bedeutet in diesem Zusammenhang frei von Vorwürfen oder Diagnosen darüber, was der andere falsch macht oder was mit ihm nicht stimmt.
Window I
Arbeit mit der Selbstbehauptung (Window I)
Einer der wichtigsten Bausteine in der Mediation ist die Arbeit an der Selbstbehauptung. Speziell bei tiefliegenden Konflikten und Krisen (z.B. Trennung/Scheidung) ist die Selbstbestimmung meist gestört und muss in der Mediation neu wiederhergestellt werden, dies jedoch ohne therapeutisches Tätigwerden des Mediators. Jedem Teilnehmer wird genügend Zeit gegeben, um über die eigenen Bedürfnisse nachzudenken und diese auch den anderen zu präsentieren. Zudem bekommt jede Partei gleich viel Zeit, um diese Wünsche und Bedürfnisse ohne Gegenargumente oder Wertung vorzubringen.
Der Mediator fragt dabei nicht nach Vergangenheit, Gefühlen und Ängsten, was eine therapeutische Arbeit wäre, sondern er muss eher zukunfts- und ressourcenorientiert befragen.
→ Siehe auch Window II.
Window II
Arbeit mit der Wechselseitigkeit und der Gemeinsamkeit (Window II)
Zur Aufweichung von verhärteten Positionen ist die Arbeit mit der Wechselseitigkeit und der Gemeinsamkeit der zweite wichtige Baustein der Mediation. In den verschiedenen Stufen, in denen mit dieser Methode gearbeitet wird, legt man für alle Konfliktparteien (z.B. auf einer Tafel/Flipchart) Spalten an, damit sich die Parteien den Konflikt und dessen Unterpunkte aus der jeweiligen Sicht des anderen anschauen können. Gibt es Punkte, mit denen man einverstanden ist oder die einem einigermassen gefallen, so werden diese mit Farben hervorgehoben. Diese Punkte bilden dann die Grundlage für die Themen, welche zuerst besprochen werden. Somit kann eine gemeinsame Basis für eine spätere Vereinbarung gefunden werden, auf welcher dann auch aufgebaut werden kann.
→ Siehe auch Window I.
Win-Win-Lösung
Eine Win-Win-Lösung ist eine Konfliktlösung, von der beide bzw. alle Konfliktparteien nur profitieren und stellt somit das Ziel der Mediation dar. Im Gerichtsprozess und auch in der sogenannten Schlichtung gibt es am Ende meist mindestens einen Verlierer. Bei einem Vergleich vor Gericht oder der Kompromisslösung des Schlichters gibt es am Ende sogar oftmals mehrere Teilnehmer, die nur zähneknirschend zugestimmt haben.
→ Siehe auch Nullsummenspiel.
Wirtschaftsmediation
Wirtschaftsmediation bedeutet die Anwendung eines Mediationsverfahrens in einem Wirtschaftsunternehmen (Betriebe, Gesellschaften, Konzerne, etc.), wobei dies im weiteren Sinn natürlich auch öffentliche oder soziale Organisationen wie Behörden, Non-Profit-Organisationen, private Schulen oder Kitas, etc. umfasst. Solche Mediationen müssen immer den jeweiligen Strukturen gerecht werden, d.h. es müssen die hierarchischen Abhängigkeiten, Unternehmensstrukturen, Organisationsziele, etc. einbezogen werden.
→ Siehe auch Unternehmensmediation.
Zeugnisverweigerungsrecht
In der ersten Phase wird ein Mediationsvertrag zwischen dem Mediator und den Parteien geschlossen. Das ist ein sogenanntes Arbeitsbündnis und regelt die wichtigsten Fragen zur Zusammenarbeit wie Freiwilligkeit der Mediation, Vertraulichkeit des Mediationsverfahrens, Zeugnisverweigerungsrecht des Mediators, Kosten, Fälle der Beendigung und weiteres.
→ Beachten Sie das Merkblatt zur Mediation des Obergerichts des Kantons Zürich (PDF).
Zirkuläre Fragen
Zirkuläre Fragen sind reflektive Fragen mit dem Weg über andere Personen oder Gruppen. – Die zirkuläre Fragetechnik besteht darin, die Gefühle und Reaktionen, die eine Person A infolge des Verhaltens von B entwickelt, nicht direkt von Person A zu erfragen, sondern von einer dritten Person C. (z.B. «Sag mal Hans, was glaubst du, was deine Mutter fühlt, wenn sie deinen Vater so weinen sieht?».
→ Weitere Informationen finden Sie in Wikipedia.
Zukunftsorientierung
Gerichtsprozesse orientieren sich stark an der Vergangenheit «Wer hat was getan?») und fällen dann eine Entscheidung.
Mediationsverfahren orientieren sich jedoch an der Zukunft orientiert. Es wird zwar auch angeschaut, was in der Vergangenheit geschah, sehr rasch wird jedoch versucht, diese Sicht zu verlassen, um nur noch auf die Zukunft und ihre Möglichkeiten zu blicken. Es erübrigt sich dadurch meist rasch, ganz genau klären zu müssen, wer wann was getan hat.